Zusammen kommen wir weiter – Abenteuer auf der Thor Heyerdahl

Einmal wie ein Pirat über die Meere segeln, wer träumt nicht davon? Für die deutsch-polnischen Schüler*innen des Projekts „Wir sind eine Crew – Zusammen kommen wir weiter“ wurde dieser Traum Wirklichkeit. Für sechs Tage segelten sie zusammen mit einem erfahrenen Team auf dem Segelschiff Thor Heyerdahl von Kiel Richtung Dänemark.

Wir waren dabei – seht selbst:

Lennart, ein Teilnehmer des Trips, erzählt auf dem Jugeninfoportal „jup! Berlin“ von seinen einzigartigen Erfahrungen in Form eines Logbuchs.


Wenn Freundschaft durch den Magen geht: spécialités à la cuisine franco-allemand

Wenn Freundschaft durch den Magen geht: spécialités à la cuisine franco-allemand

Was haben Gelassenheit, süß duftende Luft und Mehl gemeinsam? Richtig, sie beschreiben den ersten Eindruck, den ich, zusammen mit meinem Fotograf Nicolas Schaelicke, erhalten habe. Während ich die übriggebliebenen Französischkenntnisse aus der verstrichenen Schulzeit zusammenklaubte, beendeten, die Teilnehmenden des Bäcker- und Konditorenaustausches, ihre Kreationen. Was dabei herauskam und welche Rolle dabei die Liebe gespielt hat, das wurde auf der Internationalen Grünen Woche, am Samstag, den 16. Januar 2016, in Berlin präsentiert.

Wem Bäcker- und Konditorenaustausch kein Begriff ist, dem helfe ich nun auf die Spur. Das besagte Austauschprogramm erfolgt auf eine Initiative des Centre Français de Berlin und der Handwerkskammer Berlin in Zusammenarbeit mit den Berliner Bäckerei- und KonditorenInnen sowie der Pariser Fachschule Campus93. Gefördert wird das Prjokt vom Deutsch-Französischen Jugendwerk, Land Berlin und dem Innovationsfond des BMFSFJ.
In zwei Begegnungen von je einer Woche entwickelten die Lehrlinge aus Paris und Berlin insgesamt zehn neue Kreationen. Jeweils fünf Bäckerei-Produkte und fünf weitere Konditoren-Produkte. Die Namen der Produkte wiesen eine breite Palette an Kreativität auf, die sich ebenfalls in den erlesenen und durchaus unterschiedlichen Geschmacksrichtungen vorfinden ließ. So starrte ich schon gierig, der Speichel füllte meine Mundwinkel, auf die „Geschmacksexplosion“ oder auf die „Staatensonne“, während Moderator Marco Seiffert fröhlich die Fachjury vorstellte: Jürgen Wittke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Berlin, Dr. Markus Ingenlath, Generalsekretär des Deutsch-Französischen-Jugendwerks (DFJW), Gabriele Kockrow, Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, Abteilung III, Jugend und Familie, Landesjugendring, Joachim Soltmann, Obermeister der KonditorInnen Berlin, Konditormeister & Inhaber Café „Lebensart“ und Holger Schüren, erster Brandenburger Brot-Sommelier, Bäckermeister & Inhaber „Ihre kleine Backstube“, durften zuerst an den „Speck“ ran.
Zur Bewertung der Kreationen kann ich kaum etwas ergänzen, außer, dass das Publikum, welches geduldig mit mir wartete, ebenfalls zum Genießen und Schmatzen eingeladen wurde. ALLE entwickelten Produkte wurden an die Zuhörer, in mundgerechten Häppchen, serviert. Wer immer noch nicht der Liebe auf dem ersten Blick traut, der hat noch nie die „Liebe liegt auf dem Feld“ probiert – einen romantisch, mit Kuhflecken übersäten Hügel auf einer ebenfalls essbaren grünen Wiese. Ja, so etwas gibt es nun, dank der fleißigen Bäcker- und Konditorenauszubildenen aus Paris und Berlin.

„Verlierer sind hier sowieso nicht dabei!“ – J. Soltmann (Oberbäckermeister)

Trotzdem verlangte die Präsentation auf der IGW nach zwei Gewinner-Teams, das waren dann, auf der Bäckerei-Seite, „Feullieté Brioche à la pistache“ (Plunderbrioche mit Pistazien) und, auf der Konditoren-Seite, „Explosion de sauvers“ (Geschmacksexplosion).

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Bild 2 & 4 (von links oben, im Uhrzeigersinn) zeigen die Gewinnerbeiträge.

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir wünschen, dass diese herrlichen Köstlichkeiten Einzug halten, in unsere hiesigen Backstuben. Schließlich bewiesen die jungen Erwachsenen aus Paris-Berlin, dass Kooperation nicht nur Gewinn für alle Beteiligten bringen kann, sondern, dass sie auch gut schmeckt.
Um es mit Worten, geschrieben auf Brot, noch mal zusammenzufassen, ist die Deutsch-Französische Verständigung auch in diesem Jahr gelungen:

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(A.B.)

 

Rück- und Ausblick des Berliner Jugend Forums 2015

Rück- und Ausblick des Berliner Jugend Forums 2015

Diesen Monat fand das Berliner Jugend Forum im Abgeordnetenhaus statt. Einen ganzen Tag hatten wir, die beteiligungsaffinen Jugendlichen aus Berlin, die Chance das aktuelle Meinungsbild der Jugend abzubilden, Veränderung anzustoßen und auf kreative Weise politische und soziale Themen, die uns am Herzen liegen, zu präsentieren. Wir hatten außerdem die Möglichkeit dabei andere junge Menschen mit zunehmen und mit unserer Begeisterung anzustecken.

Mit einem weiteren FÖJler, Lucas Niño, gestaltete ich die Themeninsel: „Faire (Um-)Welt!?“. Kapitaslismuskritisch und Sumak Kawsay-Tastisch ließen wir uns im Südflügel des Abgeordnetenhauses nieder. Viel Unterstützung bekamen wir von der quirligen Berliner Nachhaltigkeitsszene und Politikern, wie Dr. Ing. Guido Brendgens und Dr. Turgut Altug. Dabei erfuhren vier markante Bereiche des Lebens eine Überprüfung auf Postwachstum.

Lifestyle und Konsum? – Neudefinierung des Luxus-Strebens & Up-cycling!

Karriere und Business? – Bedingungsloses Grundeinkommen & Gewinnabwurf an soziale Projekte im Kiez!

Stadtentwicklungspolitik? – Faire, grüne und dezentrale Städte!

Ernährung? – Containern entkriminaliesieren & Verbot von unnötigen Plastikverpackungen für Lebensmittel!

Die Forderungen, so alternativ sie heute leider noch erscheinen mögen, entstanden bei intensiven Diskussionen zwischen den Teilnehmern des Berliner jugend Forums, Experten und Politikern. Währenddessen lernte ich, was es bedeutet die Verantwortung für ein so großes Projekt zu übernehmen. Ich bekam Einblicke hinter die stressigen Kulissen und ziehe deswegen meinen Hut vor den HauptorganisatorInnen. Chapeau an dieser Stelle, an Kristin Horn, Fabian Schrader, Tina Leskien und Clara Siller-Deselaers!

Mit welchen Maßstäben lässt sich das Leben jenseits 2015 messen?

Dieser und weiteren Fragen widmeten wir uns bei der Themeninsel „Faire(Um-)Welt!?“. Im Rahmen bedeutender UN-Konferenzen, die in Addis Abeba, New York und Paris stattfanden, nahm man sich ebenfalls dem Themenschwerpunkt 15+ an. Eine Handreichung dafür könnten die in New York aktualiesierten  Millennium Development Goals (MDG) sein…Ausgehend von der Forderung eines Teilnehmers, ein Museum des Kapitalismus zu erbauen (Berliner Jugend Forum, Faire Um-Welt, Lifestyle&Konsum) muss ich kurz abschweifen….

Wäre der Bau sinnvoll?  Vielleicht um das Phänomen „Kapitalismus“ plastisch darzustellen? Um dann inspiriert und angewiedert zugleich ein neues „System“ zu entwickeln, dass nicht irgenwann einmal kollabiert und dabei die Gesundheit der Erde massiv verschlechtert….So wandle ich in Gedanken, entlang des kleinen Kapitalismusmuseum, entlang starrer Hierarchien, entlang der etablierten Luxusphilosophie, entlang der Vergangenheit. Ich frage mich ob die Menschen damals glücklich waren. Ich frage mich ob sich ihre Wünsche und Hoffnungen erfüllt haben, als sie so feierlich ihr Blut ließen und uns den Kapitalismus schenkten. Ob Massenproduktion, erhöhte CO2 Emissionen, Rohstoffknappheit, Verarmung und Verelendung von anderen Menschen in sogennanten Entwicklungsländern, ob das alles genauso gewollt wie gebilligt wurde?

Ich sehe das erste Auto – das Symbol der Mobilität. Ich sehe es anwachsen und an Geschwindigkeit zunehmen und ich sehe es Menschen töten. Ich sehe, wie es Brüder und Schwestern bekommt und ich sehe, wie es sich weiter vermehrt. Ich sehe den Gedanken des Komfort Einzug erhalten und integrierte Lippenstifthalter für die „moderne“ Frau. Ich sehe ehemaliges Waldgebiet, das weichen muss. Ich sehe große Schnellstraßen, Kreuzungen, Ampeln, die im Takt ihre Farbe ändern und Zebrastreifen. Weitere Gänge folgen im Kapitalismusmuseum, weitere Geschichten. Wachstum und Wandel. Hand in Hand. Doch zu welchem Preis? Jetzt verstauben Plastiktüten und Fast Food Angebote mit undefenierbarer Fleischherkunft, in den Regalen. Oder zumindest…bald…höre ich zu träumen auf.

Feedbackkultur oder Kulturproblem?

„Wer an ein exponentielles Wirtschaftswachstum glaubt, ist entweder verrückt oder Wirtschaftswissenschaftler.“

So hieß es in dem DVD-Trailer „Wachstum, was nun?“ (Regie: Marie-Monique Robin), welchen wir zu Beginn, des Inputvortrages unserer Themeninsel, zeigten. Als Einstieg und Bestandsaufnahme. Danach richteten wir unser Augenmerk auf die Staatsphilosophie Boliviens und auf das Land selbst, das sich 2009 eine neue Verfassung gab.

Unser Anspruch, bei der Durchführung der Themeninsel, lag nie bei einer alternativen Belehrung, sondern bei der Suche nach möglichen Alternativen der Umsetzung eines „Allgemeinwohles“, welches sich nicht auf Kosten der Natur niederschlägt. So offen wir auch an das Thema herangegenagen sind, so erfreut bin ich über die zustande gekommenen Ergebnisse. Niemand kann mehr die Augen davor verschließen, dass der Planet Erde endlich ist. Nun gilt es Strategien zu verinnerlichen, die, die Erde, wenn nicht retten, dann zumindest den gröbsten Schaden vermeiden lassen.

Viele der Teilnehmenden kritisierten das vorherrschende „Kulturproblem“. Darunter verstanden sie vor allem die Gier nach mehr, das schneller, höher, weiter und den Egoismus der Individuuen, welche eben nicht: global zu denken und dann regional zu handeln, vermögen. Außerdem geriet das verzinste Geldsystem unter Beschuss: die Teilnehmenden sehen auch hier die Chance sich der Feedbackkulter zuwenden zu können, als Wertschätzung der Arbeitsleistung, anstatt einer Entlohnung durch Besoldung. In Ambivalenz dazu war ihnen dennoch eine gerechte Entlohnung wichtig. Doch was erscheint in einer Postwachstumsgesellschaft als gerecht?

Auch hier bemühten wir uns um eine Annäherung: bei dem Thementisch Stadtentwicklungspolitik stellte man das Bild der Stadt im Jahre 2035+ nach. Demnach wäre gerecht, fair oder wünschenswert für die Stadtbevölkerung 2035+, dass zum Beispiel bei der Bauplanung mehr „grüne“ Dächer angelegt werden, urban Farming verstärkt gefördert, der Fahrrad-Verkehr weiter ausgebaut oder, dass Energie nur noch durch Wind und Solarkraft gewonnen wird. Diskutiert wurde auch die Erhebung einer Kerosinsteuer als Push-Faktor für unkotrollierten Städtetourismus. Generell waren sich jedoch alle einig, dass ebenso mehr freie Grünflächen exestieren sollten, wie preiswerter Wohnraum.

Zusammenfassend lasse ich Bertolt Brecht zu Wort kommen:

„Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!“

Wie wäre es also, wenn man das Leben jenseits 2015 nicht mehr anhand des BIP misst? Findet es heraus – ich lade euch dazu ein.

(A.B.)

Ewoca³(+) – for everyone!  im Landtag Brandenburg

Ewoca³(+) – for everyone! im Landtag Brandenburg

Sie alle haben es geschafft! Sie haben sich der sogenannten Reifeprüfung unterzogen.

Nein, damit ist sicherlich nicht die allgemeine Hochschulreife gemeint! Die jungen Menschen im Alter von 14 bis 18 Jahren sind TeilnehmerInnen des Ewoca³(+)-for everyone-Programmes und haben in diesem Jahr an interkulturellen Workcamps teilgenommen.

Im Rahmen des Programmes reisten die Jugendlichen, die selbst aus mehreren verschiedenen Bundesgebieten kamen, um die Welt. Sie gingen einen „interkulturellen Austausch“ ein: Sie schlossen Freundschaften, bei manch einem von ihnen bahnte sich eine Liebelei an und wieder andere pflegten ihren neuen Bekanntenkreis, indem sie sich unabhängig vom Programm weiter trafen. Sie wurden konfrontiert mit ihren eigenen Vorurteilen, ebenso reflektierten sie diese. Kurz: Die Jungen und Mädchen wurden sensibilisiert für humanitäre Solidarität, indem sie sich vor Ort engagierten und aktiv Projekte umsetzten. Dies alles unabhängig von
Länder-, Kultur- und Gesellschaftsgrenzen! Zusätzlich verbesserten die meisten ihre Fremdsprachenkenntnisse oder erweiterten diese um neue. Die Wenigsten ahnten die Tragweite ihrer Teilnahme zuvor.

Der Tag vor dem Showdown:Ewoca³(+) – Auswertung

Auf dem Weg zum genannten Treffpunkt kam ich zwar zu spät, traf aber noch zwei nette Mädels aus dem Ewoca³(+)-for everyone-Programm an. Diese erzählten mir bereits auf dem Weg zur Projekt- und Begegnungsstätte, dass sie traurig darüber wären, dass das Programm für sie schon zu Ende gehe…

Endlich angekommen, sah ich mich mit lauter „Glückspilzen“ konfrontiert.

So wird nämlich jemand bezeichnet, der es schafft um eine andere Person drei Mal im Kreis herum zu laufen – ein Aufwärmspiel. Anschließend berichteten die Jugendlichen mit gleichem Eifer von ihren Erfahrungen bei den Workcamps. Zum Beispiel Tommy, der sich kaputt zulachen schien, weil sein bester Kumpel in Spanien von den Mücken qualvoll im Gesicht und besonders an den Lippen zerstochen wurde. Oder Lisa, die ihren neuen festen Freund aus Bosnien, gleich mitgenommen hatte, weil sie sich nie mehr von ihm trennen wollte.
Zwischendurch träumten wir uns in das immer mehr Formen bekommende Wikingerschiff hinein oder versuchten ihm kreative Namen zu verpassen: Klaus, Olaf, Das Schiff und keine Ahnung. Ausdiskutieren konnten wir die Namenswahl nicht, da es schon bald an die Plakatvorbereitungen für den nächsten Tag und die damit verbundene Präsentation der Projekte ging. Abgeschlossen wurde der Sonntagabend beim gemeinsamen Bowlingspiel.

Ewoca³(+) im Brandenburger Landtag – eine ganz besondere Einladung
Am Montag, den 2.Nov 2015, durfte ich mich weiterhin von der sprühenden Begeisterung und Unbefangenheit der Truppe überzeugen, denn trotz hoher Persönlichkeiten, die bei der Fachtagung anwesend waren, ließen sich die Jugendlichen nicht davon abhalten, den Landtag Brandburg mit ihrem „Geist“ zu füllen. So wurde hin und wieder gekichert, in den Gängen gespielt und auf Smartphones rumgetippt. Selbst der Plenarsaal wurde zur kreativen Bühne umfunktioniert und mit selbstgebastelten Projekt-Plakaten verschönert. Wie selbstverständlich infizierten sie mich mit ihrem höchst ansteckenden Lächeln. Ich danke ihnen vielmals dafür!

„Wenn man nur an Bratkartoffeln gewöhnt ist, können einem zum Beispiel trotzdem auch Spaghetti schmecken.“

Die Worte von Matthias C. Tümpel, Vorstandsvorsitzender des IBB e.V., bei der Eröffnungsrede der Fachtagung im Landtag Brandenburg, ließen mich nicht mehr los…denn würde man diese nette Umschreibung weiter spinnen, könnte sie vielleicht so aussehen:
„Und wie es den Jugendlichen schmeckt! Serviert wird das Ewoca³(+)-Programm im dreijährigen Zyklus. Jedes Jahr eine andere Spezialität, zubereitet von Köchen des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk e.V. (IBB e.V.). Die vielen Gänge haben einiges gemeinsam: verdaut wird innerhalb von 2 Workcamps-Wochen. Die verwendeten Zutaten stammten vom Innovationsfond des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.“
…Wenn es so gut schmeckt wie alle sagen, dann freut man sich umso mehr auf eine Wiederholung, schließlich ist gutes Essen nicht nur von den Zutaten, den Köchen und den Kellnern abhängig, sondern vor allem von der Liebe und dem Fleiß, den man beim Zubereiten hineinsteckt und von der Gesellschaft in der man es einnimmt….ich zumindest plädiere dafür, dass das Menu in der ganzen Bundesrepublik Deutschland auf den Tisch kommt.
Appetit auf mehr, Appetit auf: Gemeinschaft.

A.B.