Im Rahmen des Erasmus+ Programmes – Projekt „wir weit weg“ organisierten Jugendliche aus Leipzig und Lissabon selbst eine Jugendbegegnung, um mehr über die Europäische Union, gemeinsame Chancen und Perspektiven
und nachhaltige ökologische Themen zu erfahren.
Nach einer intensiven Vorbereitung durch den KVJ e.V. und einem vorausgegangenen Gegenbesuch der portugiesischen Schüler starteten die Leipziger am 21. bis zum 28. Juni der Klassenstufe 10 der Helmholz Oberschule Leipzig mit Ziel “Spin” in Lissabon / Portugal, einem Begegnungszentrum der Jugend. In der Tasche eine Menge Fragen und Wünsche, die Kultur und das Leben von Schülern in Portugal näher kennen zu lernen. Die Kindervereinigung Leipzig e.V. unterstützte dabei. Spin ist eine portugiesisches Pendant, eine Non-Profit-Organisation, deren Hauptziel es ist, den interkulturellen Dialog, Menschenrechte, Chancengleichheit, Solidarität und soziale Eingliederungen zu unterstützen. Meine Kollegin Nushin und ich hatten die Möglichkeit die Jugendlichen aus dem Projekt „wir weit weg” – journalistisch zu begleiten.

In einem Jahr intensiver Vorbereitung hatten die Jugendlichen einen interessanten, spannenden und organisierten Plan entwickelt, um in einer Woche in Lissabon dem Kern ihrer Fragen auf den Grund zu gehen. Melanie aus Leipzig: “Wir haben nicht viel Zeit und wollen die Woche die wir gemeinsam verbringen, intensiv nutzen ,um sie super toll, erlebnisvoll und erholsam zu gestalten,. Außerdem habe ich Lust neue Freundschaften im Ausland zu knüpfen, schließlich ist das auch einer der Gründe, warum wir hier sind.”
An sich ist Lissabon nur wenige Flugstunden entfernt und von Leipzig nicht schlechter zu erreichen als eine Stadt in Deutschland. Dank der schnellen und guten Verkehrsverbindungen schrumpfte der Weg zu einer Art “Nachbarschaftsbesuch”. In Lissabon angekommen, erwartete uns eine wunderhübsche Hauptstadt mit excellentem ÖPNV System, vernünftigen Apps und einer schicken U-Bahn. Nach der Fahrt durch den quirligen großstadtüblichen Verkehr wurden wir sehr herzlich von den portugiesischen Schülern empfangen und das Eis war sofort gebrochen.
Eine Arbeitswoche voller Workshops, spannender Momente und Spaß.
Im Mittelpunkt standen das gegenseitige Interesse an kulturellen Unterschieden und Gemeinsamkeiten. Schnell stellte sich heraus, das abgesehen von der Sprache und der Küche, historischer Entwicklungen wir in unseren Wünschen nach Frieden, beruflicher und schulischer Perspektive, als auch die Trends die Jugendliche in unserem Alter bewegen, sehr ähnlich sind.
Die gemischte Gruppenarbeit, thematische Ausflüge zwangen zur Überwindung kommunikativer Hürden und Nutzung von allen nur erdenklichen Hilfsmitteln. Interkulturelle und internationale Teamarbeit ist anspruchsvoll, doch die Ergebnisse
konnten sich blicken lassen. Sowohl ein jeweiliger Kulturabend des Gastlandes, als auch der Heimat der Besucher vermittelten tiefe Einblicke und Verständnis der dortigen Lebensfreude. Zitat: “Es hat uns so viel Spaß gemacht zu der portugiesischen Musik zu Tanzen, wir wollten garnicht aufhören.”
Zu den Workshops um die Themen Ernährung, ökologischer Energieerzeugung und Europa, gab es auch eine Stadtrallye zu Erkundung der Seefahrernation Portugal, der prunkvollen Altstadt – z.B. das Alfama- und der modernen Bauten
der Hauptstadt von der Expo, auf die man zurecht Stolz sein kann. Den Einfluss der portugiesisch sprechenden Hemisphere (Brasilien, Teile Afrikas etc.) ist in der offenen und multikulturellen Gesellschaft zu spüren. Da gemeinsam gekocht wurde, abwechselnd deutsch oder portugiesisch, kamen die deutschen Teilnehmer auch auf den Geschmack der gesunden
fisch- und gewürzreichen Küche, der iberischen Halbinsel.
Moderne Themen wie Nachhaltigkeit – in einem Up-Cycling Projekt -, wie auch Cybermobbing und die Selbstachtung waren Inhalte der Workshops. Wie wehrt man sich gegen Form der Ausgrenzung, sei es sozial oder ethnisch, und wirkt regional-populistischen Strömungen in Europa entgegen? Der Abschied fiel schwer, vieles konnte aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden und hatte Einfluss auf das künftige (Er)Leben.
Am 13. August 2018 besuchte ich die Schüler der Helmholz OS in Leipzig im Rahmen Ihres regulären Unterrichts, um mehr über die bleibenden Erfahrungen und der Verarbeitung der zahlreichen Eindrücke zu erfahren. Neben vielen Fotos und positiven Erinnerungen, die mitgenommen wurden, ist das Gefühl in einem gemeinsamen “europäischen Haus” zu wohnen, ohne Grenzen mit zahlreichen Perspektiven für die Jugend auch über den jeweiligen Tellerrand hinausblickend, wohl der grösste zu spürende Effekt. Die Stärke Europas liegt in der Vielfalt seiner zahlreichen Kulturen und der jeweiligen Eigenschaften. Freundschaften wurden geschlossen und auch Sorgen und Ängste miteinander geteilt. Vielen blieb die Erinnerung der Begegnung mit dem portugiesischen Sportler “Jorge Pina” und seiner Lebensgeschichte im Herzen. Den Jugendlichen wurde bewusst, dass sie ihr Ziel erreichen können egal wie schwer es ist oder wie viele Hindernisse es gibt, es zeigte aber auch deutlich, dass die Bekämpfung der Defizite, wie sozialer Armut und Jugendarbeitslosigkeit eines der Hauptthemen der europäischen Politik sein muss. Alle sind gespannt auf den Brief, der im Rahmen des Workshops an sich selbst zu schreiben war und erst nach 6 Monaten wieder ausgehändigt wird, was die formulierten Wünsche für unsere Zukunft und die Gedanken während der Jugendbegegnung angeht.
Im April wird der Gegenbesuch der portugiesischen Schüler oder sagen wir besser unserer “Nachbarn” mit einem ebenso spannenden Programm in Leipzig erwartet. Viel Freude bei der Videodoku, die wir in Bild und Ton festgehalten haben und Euch Einblicke in die Workshops, Emotionen der Teilnehmer*innen geben soll und Euch hoffentlich zu eigenen Begegnungsprojekten animieren wird.
Nicole für innovativ international